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Festveranstaltung zu Ehren des "Ulmer Spatzes": Studierende der Hochschule Ulm halfen dabei, den Lärm auf dem Ausflugsschiff zu reduzieren.

Vom Schreihals zum leisen Sperling

Planung einer Studierendengruppe reduziert Geräuschemissionen auf dem „Ulmer Spatz“

​Durch die erfolgreiche Zusammenarbeit der Lebenshilfe Donau-Iller und der Hochschule Ulm hat sich der „Ulmer Spatz“ vom Schreihals zum angenehm gurrenden Vögelchen gemausert. Manfred Müller, ehemaliger Leiter der Center Montage bei Evobus, hatte das Schiff als Projektleiter mit den Mitarbeitern der Lebenshilfe bereits in Stand gesetzt und fahrtüchtig gemacht. Müller ist stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Pro! Hochschule Ulm e.V. und nutzte nun seine guten Kontakte zur Hochschule und deren Know-how, um die nächste Herausforderung zu lösen: Der Ulmer Spatz war zu laut. Da das Schiff auch ein Arbeitsplatz ist, müssen die Geräuschemissionen im Innern den gesetzlichen Regelungen genügen, um beispielsweise Hörschäden vorzubeugen. Die Vorgaben wurden allerdings nach der Instandsetzung noch überschritten, was vom Bundeschiffartsamt beanstandet wurde.

Ulmer Spatz - vom Schreihals zum leisen Sperling
Ulmer Spatz - vom Schreihals zum leisen Sperling
Ulmer Spatz - vom Schreihals zum leisen Sperling
Ulmer Spatz - vom Schreihals zum leisen Sperling
Ulmer Spatz - vom Schreihals zum leisen Sperling
Ulmer Spatz - vom Schreihals zum leisen Sperling
Ulmer Spatz - vom Schreihals zum leisen Sperling
Ulmer Spatz - vom Schreihals zum leisen Sperling
Ulmer Spatz - vom Schreihals zum leisen Sperling
Ulmer Spatz - vom Schreihals zum leisen Sperling
Ulmer Spatz - vom Schreihals zum leisen Sperling
Ulmer Spatz - vom Schreihals zum leisen Sperling
Ulmer Spatz - vom Schreihals zum leisen Sperling
Ulmer Spatz - vom Schreihals zum leisen Sperling

Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Labor für Strukturmechanik und Akustik haben zwei Studierende Schallreduktionsmaßnahmen ausgearbeitet, um den Geräuschpegel im Innern des Schiffes entsprechend der Vorgaben des Schifffahrtsamtes zu vermindern. Im Winter setzte Manfred Müller die vorgeschlagenen Maßnahmen um. Seit Juni schippert der „Spatz“ nun vorschriftsgemäß über die Donau.

Die Maschinenbau-Studierenden Markus Rettenmaier und Dominik Müller präsentierten das Gemeinschaftsprojekt, das sie im Rahmen ihrer Studienarbeit bearbeitet haben, in der vergangenen Woche vor Ort. Ihnen standen zwei Monate zur Verfügung, um ausführliche Schallmessungen auf dem Schiff durchzuführen. Auf Basis der Ergebnisse erarbeiteten die zwei Bachelor-Studierenden Umbauempfehlungen, die von einem Team mit Manfred Müller und Mitarbeitern der Lebenshilfe während des Winters umgesetzt wurden. Nach den Maßnahmen ist der Geräuschpegel deutlich reduziert und entspricht nun den gesetzlichen Vorgaben. „Jetzt hört man es überall sonst auf dem Schiff scheppern“, scherzte Manfred Müller.

Um insgesamt acht Dezibel mussten die Schallgeräusche gesenkt werden – eine Herausforderung, wenn bereits sechs Dezibel eine Halbierung des Schalldrucks bedeuten. Professor Bernd Graf, der die Studienarbeit und das Projekt wissenschaftlich betreute:

„Die Hauptursache für den hohen Schalldruckpegel auf dem „Ulmer Spatz“ war hauptsächlich der Motor als Schallquelle. Daher erwies sich ein Konzept zur vollständigen Motorverkleidung als zielführend.“ Die genaue Vorgehensweise dabei erläutert Dominik Müller: „Bei der Vermessung von Einzelflächen haben wir zunächst die so genannte Schallintensitätsverteilung untersucht. Wir sind also der Frage nachgegangen, woher der Lärm kommt.“ Dabei sei der Boden sehr laut gewesen und damit recht schnell der Motor als „Übeltäter“ gefunden worden. „Die Motorabdeckung war unten geöffnet. Somit konnte der Motor ungehindert die Vibration an den Schiffskörper abgeben“, erklärt Dominik Müller. Der Motor musste rundum isoliert werden, aber wie? Die Einlassung des Motors sei sehr schmal, so dass eine flexible Materialkombination mit maximaler Schalldämmung gefunden werden musste. „Nach vielen Tests im Akustiklabor sind wir bei einem Dreischicht-Material gelandet. Eine der Schichten ist eine Schwerdämm-Matte, wie sie beispielsweise unter dem Sitz eines LKWs eingesetzt wird.“ Die Isolierung des Motors habe weitere, flankierende Maßnahmen nach sich gezogen und ein neues Konzept für die interne und externe Belüftung des Motorraums erfordert.

Müller, der ältere, konstatierte: „Zum Einbauen war die neue Schalldämmung grätzig – ganz dünn mussten wir unsere Finger machen, um die Isolierbox richtig dicht einzulassen. Aber das Ergebnis kann sich hören lassen.“

Der „Ulmer Spatz“

2012 kaufte die Lebenshilfe Donau-Iller das ausrangierte Schiff „Ulmer Spatz“, um darauf eine schwimmende Ausbildungsstätte für Menschen mit Behinderung zu machen. Innerhalb von zwei Jahren wurde das Schiff in den Werkstätten der Lebenshilfe in Neu-Ulm von ehrenamtlichen Fachleuten und Mitarbeitern der Werkstätten restauriert und auf den technisch neuesten Stand gebracht. Projektleiter war Manfred Müller. Seit April 2015 befördert der Spatz regelmäßig bis zu über 30 Fahrgäste über die Donau. Mit an Bord sind als Gehilfen des Kapitäns dann immer auch ein oder zwei Matrosen der Lebenshilfe.

Pünktlich zur Fertigstellung der schallmindernden Maßnahmen hat die Lebenshilfe Donau-Iller für ihre Arbeit mit dem „Ulmer Spatz“ den mit 3.500 Euro dotierten dritten Platz des Paul-und-Käthe-Kraemer-Inklusionspreises 2016 erhalten.

16.06.2016 11:45

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Prittwitzstraße 10
89075 Ulm
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Mail: Kommunikation@thu.de
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