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Der Robotertag, der 2016 bereits zum neunten Mal stattfand, war mit 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmern so gut besucht war wie nie. Im Bild: Die Serviceroboter Larry und Kate.

Robotertag 2016: Die Roboter rücken dem Menschen näher

Demographie und Qualität größte Faktoren neben Kostendruck

​„Der Roboter rückt dem Menschen näher“, stellt Professor Manfred Wehrheim beim Ulmer Robotertag 2016 fest. In der Servicerobotik wie in der Industrierobotik geht die Entwicklung immer mehr hin zum Zusammenspiel von Mensch und Robotertechnologie. Seit Beginn des Jahres ist eine neue Richtlinie in Kraft – die „ISO/TS 15066“. Sie unterstützt Unternehmen bei der Risikoanalyse, wenn sie kollaborierende Robotersysteme einführen wollen. Als technische Spezifikation ergänzt sie die bereits etablierte ISO 10218 "Sicherheitsrichtlinien für Industrieroboter", die allerdings hauptsächlich auf traditionelle Industrieroboter ausgelegt war. Die Notwendigkeit einer neuen Richtlinie ist ein Zeichen dafür, wie rasant sich die Robotertechnologie entwickelt. Kein Wunder also, dass der Robotertag, der in diesem Jahr bereits zum neunten Mal stattfand, mit 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmern so gut besucht war wie nie.

​Hand in Hand mit dem Roboter

Kollaborierende Industrieroboter sind komplexe Maschinen, die Hand in Hand mit Personen zusammenarbeiten. In einem gemeinsamen Arbeitsprozess unterstützen und entlasten Roboter den Menschen. Bisher waren beim Einsatz von Robotern trennende Schutzeinrichtungen vorgeschrieben, um Personen, die sich im Arbeitsfeld des Roboters befanden, sicher gegen mechanische Einwirkungen und damit gegen Verletzungen durch schnelle Roboterteile zu schützen. „Vom Arbeitsschutz her legt die Norm nun genau fest, welche Kräfte des Roboters auf den Menschen wirken dürfen“, erklärt Robotertag-Organisator Professor Wehrheim. Das ist die technisch lösbare Aufgabe. Doch er betont: „Die Arbeitswelt wird sich verändern. Es gilt zu diskutieren, wie weit wir gehen wollen und was für eine Gesellschaft zuträglich ist.“ Gleichzeitig ist Manfred Wehrheim überzeugt davon, dass die Weiterentwicklung der Robotertechnologie von entscheidender Bedeutung ist, um den Produktionsstandort Deutschland zu halten und damit die Arbeitsplätze zu sichern. Spannend sei hier allerdings, wie sich der Wettbewerb mit Ländern wie China entwickeln werde, die die Einhaltung von Richtlinien vermutlich laxer handhaben werden als Deutschland.

Für den Produktionsstandort Deutschland bedeutet die weitere Etablierung und Weiterentwicklung der kollaborierenden Robotik laut Manfred Wehrheim entscheidende Vorteile: Neben der Kostenersparnis, einer stabilen Qualität der Produkte und einer erwarteten Produktionssteigerung von bis zu 20 Prozent, bringt sie auch den Vorteil, dass sie den demographisch bedingten Anspruch an Ergonomie adressiert. Wenn also bei einer im Schnitt immer älter werdenden Belegschaft Knie und Rücken anfangen zu streiken, können Roboter helfen. Ein Beispiel: Der Einbau einer Autotür. Der Roboter bringt die schwere Tür bis an die Karosserie, so dass ein Monteur keine schweren Lasten mehr tragen muss, sondern sich voll auf die Feinjustierung konzentrieren kann.

Roboter-Ballett für Landwirtschaft und Pflegeeinrichtungen

Die Vielfalt der Möglichkeiten beim Robotereinsatz wird im Labor für Servicerobotik der Hochschule Ulm gezeigt. Drei Roboter mit einer Ablagefläche fahren in einem abgegrenzten Raum vorab definierte Zielpunkte ab. Elegant umfahren sie sich dabei gegenseitig ebenso wie verschiedene Hindernisse. Dieses „Roboterballett“ zeigt, was bald schon Teil des Arbeitsalltags sein könnte. Professor Christian Schlegel, Leiter des Zentrums für Servicerobotik Ulm an der Hochschule, erklärt: „Die Roboter haben die Schwelle zum Einsatz in der Flotte erreicht. Das heißt, dass sie miteinander orchestriert Aufgaben erledigen können.“ Eine Einsatzmöglichkeit ist beispielsweise eine „Roboterdienstleistung“ für das Pflegepersonal im Krankenhaus oder in Altenheimen. „Wieso muss das hochqualifizierte Pflegepersonal sich mit einfachen, zeitraubenden Tätigkeiten aufhalten, wenn genauso gut die Roboter im Hintergrund den Nachschub an Verbandsmaterial oder das Essen auf die Station bringen können?“, fragt Schlegel. Auf Pflegekräften laste ein extrem hoher Druck, Aufgaben zu erledigen, für die sie überqualifiziert seien. Davon befreit, hätten sie mehr Zeit, sich bei ihrer Arbeit den Menschen zuwenden.

Ein anderer Einsatzbereich wäre die Feldarbeit. Das Projekt MARS (Mobile Agricultural Robot Swarms), das die Hochschule Ulm gemeinsam mit AGCO/Fendt durchführt, untersucht die Anwendungsmöglichkeiten hochmobiler Roboterschwärme in der Landwirtschaft. Bei MARS sollen leichte, mobile und kostengünstige Roboter durch die Vernetzung mit  einem intelligenten, cloudbasierten Algorithmus zu einem leistungsfähigen Schwarm verbunden werden, der kostengünstiger und umweltfreundlicher ist als bisherige Formen der landwirtschaftlichen Arbeit – der Roboter wird sozusagen „Hof“-fähig.

31.03.2016 09:00

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